Diogenes
Belletristik

Moderation: Shelly Kupferberg

Nach dem preisgekrönten Debüt und Buchhandelsliebling „Junge mit schwarzem Hahn“ (Mara-Cassens-Preis des Literaturhauses Hamburg 2021) der neue Roman von Stefanie vor Schulte. Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren – nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat.

Jeden Abend sitzen sie zusammen – Vater Adam und die Kinder Steve, Linne und Micha. Sie verleiben sich die Tagebücher der verstorbenen Mutter ein. Buchstabe für Buchstabe, Zeile für Zeile wird gegessen. Lesen dürfen sie die Seiten nicht, doch wollen sie Johanne nicht verlieren. Und sich gegenseitig in ihrer Trauer ebenso wenig. Das Traueramt, dem diese Familie nicht ganz geheuer ist, setzt Ginster, einen ihrer fähigsten, weil sozial verstocktesten Mitarbeiter auf die Mohns an. Doch auch er – genau wie die Obdachlose Bille, der hünenhafte Brassert und Marlene mit dem Zauberblick – kann sich dieser besonderen Familie bald nicht mehr entziehen.